Carelessworld
21.05.1999 first fucking pop festival
Wir wissen nicht genau, wie die ersten Auftritte berühmter Bands wie den Stones oder U2 abgelaufen sind. Ich könnte mir doch gut vorstellen, dass diese nicht wesentlich anders abliefen, wie unser Gig im Nordend. Da wäre zum ersten die Lokalität, ein Jugendzentrum in Offenbachs zweit schönstem Wohnviertel (sollten Sie nicht aus dieser Gegend stammen möchte ich hier einmal zum besseren Verständnis anmerken, dass ist ironisch zu verstehen!). Und es war nicht wirklich beruhigend, als die Leiterin des JUZes uns beim Eintreffen mitteilte, daß das nächstgelene Polizeirevier über unseren Event informiert sei. Den normalen Umgang in diesem Etablissement konnte man Anhand der aushängenden "Hinweistafeln" nachvollziehen, die eindringlich darauf hinwiesen, dass das Spucken auf Boden und Wände, sowie der allgemeine

Handel mit Drogen zu einem sofortigen Hausverbot führen könne. Motiviert durch diese Voraussetzungen, konnten wir mit dem Aufbau beginnen. Als Untermalung für diese Aktion wurde vom Veranstalter Punkmusik gewählt, welche in ihren vornehmlich deutschen Texten erstaunlich viele Synonyme für das Wort "Geschlechtsverkehr" fanden. Diese Hintergrundmusik hatte zudem eine derartige Lautstärke, welche die zwischenmenschliche Kommunikation, die zur Koordination des Aufbaus nötig gewesen wäre, völlig unterband. Dennoch gelang es nach langer Zeit die "Bühne" soweit aufzubauen, dass der Soundcheck hätte beginnen können. Sie werden den eigentlich unnötigen Konjunktiv im letzten Satz bemerkt haben, dennoch hat dieser in diesem besonderen Falle tatsächlich Geltung, da sich keine der anwesenden Bands zum Soundcheck entschließen konnte (PS: da wir als erste Band spielten, war unser Soundcheck aufgrund der dann nicht mehr nötigen Umbaupause nach hinten gesetzt worden, was wohl NUR wir wussten). Der dann doch stattfindende Soundcheck ist allerdings auch eine Erwähnung wert, denn die erste Band konnte jegliche klangliche Ungereimtheit nur mit dem Aufdrehen der Lautstärke bewältigen konnten. Als dann der Gesang aufgrund der Leistungsschwäche der Gesangsanlage, nicht mehr zu hören war, reagierten die Akteure belustigen hilflos. Man muss hierbei anmerken, dass wir bis zu diesem Zeitpunkt, lediglich daneben saßen und von reichlich vorhandenen Freibier Gebrauch machten. Vor allem ich verschaffte mir bereits vor dem Auftritt einen kleinen Rausch, der sich im Laufe des Abends noch bis zur Skurilität steigern sollte. Als wir dann doch recht pünktlich das Set eröffneten, hatten sich tatsächlich einige Gäste in das Juz verirrt.
Leider stellte sich sehr bald heraus, daß die Anwesenden nicht wirklich wegen uns gekommen sind. Dies äußerte sich darin, dass sich die Leute bereits nach dem zweiten Lied wehement weigerten zu klatschen, während dem dritten Lied den Saal verließen, und beim letzten Lied das Saallicht anmachten. Und das obwohl wir akkustisch wie optisch einen von Anfang bis Ende passablen Auftritt ablieferten. Egal, drei Bier später war das wieder vergessen und einige weitere Biere hinterher ließ ich mich von dem Rodgauer Mode Designer Marc E. überreden, eine gewagte Kreation aus Gaffa-Tape anzuziehen, und sogar über einen längeren Zeitraum zu tragen. Als der Konsum des besagtem Genussmittel überhand nahm, und ich auch nach dem 10. Anlauf nicht mehr in der Lage war, das Wort S-Bahn-Fahrplan klar zu artikulieren, war es an der Zeit nach Hause zu gehen. Alles in allem war es doch ein gelungener Abend.