01.09.2001 Marburg, ein Episodenfilm
Es ist schon erstaunlich wie viele abgeschlossene Episoden man an einem einzigen Wochenende erleben kann. Unser letztes Studiowochenende war so ein Fall. Eigentlich passiert beim Abmischen von aufgenommenem Material nicht so sonderlich viel. Anders ist es allerdings wenn man dies in Marburg bei dem verwegenen Tontechniker Kostja M. Rohe zu Wege bringt.
Die Überschrift der ersten Episode lautet wie folgt:
Pech
Zugegebenerweise waren wir nicht sonderlich hocherfreut als uns Kostja mitteilte, dass er an dem schon lange in Planung gewesenen ersten Abmischtermin einen Job annehmen musste. Allerdings waren wir mental schon so auf die Fahrt nach Marburg eingestimmt, so dass wir beschlossen trotzdem dorthin zu fahren. Nachdem wir noch mal an der Aral in Obertshausen unsere Vorräte auffrischten, und uns sogar schon aufgrund der außergewöhnlichen Anmut der Tankstellenbediensteten überlegten noch mal etwas zu erwerben, waren wir wieder mal auf dem Weg.
die SPD am Baggersee
Der Job den Kostja an diesem Samstag hatte war an einem Baggersee, an welchem die SPD, bzw. die Jusos irgendeine Veranstaltung hatten. Die Sonne schien gnadenlos vom Himmel und wir dachten es könnte sicher nicht Schaden ihn dort zu besuchen. Via Handy teilte er uns mit, dass wir an der Kasse einfach angeben sollten, dass wir zur SPD wollten. Dies funktionierte auch ohne Probleme. Kurz darauf fanden wir heraus was es mit Kostjas Job so auf sich hatte. Wir fanden ihn in Badeklamotten mit seiner Tochter auf einem Handtuch sitzend, währen knapp daneben eine Reggae Band sich für die Legalisierung weicher Drogen einsetzte. Natürlich nutzten wir den Umstand des schönen Wetters und gingen im wahrsten Sinne des Wortes baden.
hey, what´s wrong with you
Nach dem Wasserspaß und einige kleine Bierchen später übernahm ein DJ die kleine Bühne am Baggersee. Unsere Stimmung war nun schon sehr gelöst und als der Phatts & Smalls Klassiker "turn around" war es endgültig vorbei mit unserer Zurückhaltung. Den Rest dieses Abends sangen wir auf nahezu
jeden Beat diese Nummer. Und wenn kein Beat vorhanden war sangen wir es eben a Kapella. Das war sicher kein sehr erhebendes Gefühl für den DJ, der wie man uns sagte sogar ziemlich bekannt sei, denn außer ein paar Jusos waren eigentlich nur noch wir vor Ort und versuchten das Beste aus der Situation heraus zu holen. In diesem Zusammenhang haben wir dann auch noch ein ganz neues Spiel entwickelt: "das Zigarettenpäckchen Hochhalte Spiel" (erscheint demnächst bei MB).
Marburg, Nacht
Nach dieser Veranstaltung war der Abend allerdings noch lange nicht gelaufen. In Kostjas Wohnung angekommen machten wir uns noch kurz Stadtfein und zogen wieder von Dannen. Unser erster Halt führte uns in eine mexikanische Cocktail Bar. An dieser Stelle fühle ich mich verpflichtet anzumerken, dass ich am Vortag eine schwere Prüfung hatte, es ging dabei um mein Bier Diplom, welches ich mir erworben hatte. Aufgrund meiner daraus folgenden leichten Angeschlagenheit reihte ich mich nicht in den lustigen Cocktailreigen ein, welcher nun von Statten ging. Allerdings hielt mich dieser Umstand beileibe nicht davon ab durch dumme Bemerkungen aufzufallen. Als Frank mit den Worten, er hätte gerne "Sex on the Beach" den Gleichnamigen Cocktail bestellte, fügte ich noch "das hätten wir doch alle gern" hinzu. Bei der Rechnung konnte ich meinen Kommentar wieder nicht für mich behalten. Um die Kellnerin wieder versöhnlich zu stimmen gaben wir offen unsere Niveaulosigkeit zu. Daraufhin beglückte uns die sympathische Kellnerin mit weiteren lustigen Anekdoten bezüglich des besagten Getränks.
Döner Break
Nur saufen macht auch nicht schöner, also beschlossen wir vor dem Gang in die nächste Kneipe einen Döner zu verzehren. Und, wer hätte das gedacht, wir haben es sogar getan.
Phönix
Phönix, so hieß die Kneipe welche wir als nächstes mit unserer Anwesenheit bereicherten. Eigentlich wollten wir ja irgendwo in die Oberstadt, aber der Fahrstuhl hatte schon seinen Dienst eingestellt und wir waren zu faul zum Laufen. Dieses Etablissement zeichnete sich vor allem durch seine an akustische Körperverletzung grenzende Musikauswahl aus. Ich meine es gab sicher gute Lieder in den 80ern, aber es waren zweifelsohne nicht diese. Allerdings hatte diese Kneipe ebenfalls Cocktails im Programm...
An dieser Stelle möchte ich noch eine kleine Warnung an alle Bands aussprechen welche mit dem Gedanken spielen auch mal beim Kostja aufzunehmen: Eiswürfel+Strohhalme+Kostja=ein Debakel
Der zum Blasrohr umfunktionierte Strohhalm feuerte eine Eiswürfelsalve nach der anderen auf die übrigen Gäste dieses Lokals. Diese Aktion kam erst nach dem versiegen des Eiswürfelnachschubes zum Stillestand. Aber um 3.00 Uhr hat auch diese Kneipe Dicht gemacht. Auf dem Weg nach draußen kamen wir an einem großen Spiegel vorbei in welchem wir die Anmut unserer schönen Körper studierten. Just in diesem Moment schoss mir ein Strahl roter Flüssigkeit aus meinem linken Nasenloch.
eine Blutspur durch Marburg
Nachdem ich fluchtartig das Lokal verließ setzte ich erstmal eine rote Lache direkt vor die Tür. Die Blutung stoppte erst als wir wieder Kostjas Wohnung erreichten. Dort kam dann das ganze Ausmaß dieses Dramas ans Licht. Ich sah aus wie ein Massenmörder, oder zumindest wie eines seiner Opfer. Eigentlich haben wir auch ein Bild davon gemacht, aber dazu später mehr.
Tomas goes Berserker
Wie üblich setzten wir uns nach einer solchen Aktion vor Kostjas Fernseher. Aber diesmal dauerte es nicht sehr lange bis wir alle dem Schlaf verfielen. Alle? Nein, Tomas hatte es sich wohl fest in den Kopf gesetzt an diesem Abend neue Rekorde im Partymachen aufzustellen. Als wir uns alle hinlegten lief er noch wir ein Besessener von der Küche ins Wohnzimmer und zurück während er wie im Wahn die Worte "alles Weicheier" und, "mit den Luschen mache ich auch noch Musik" vor sich hinredete. Auch meinen Rat einfach mal um den Block zu rennen schlug er kategorisch aus. Irgendwann sind ihm dann doch die Reserven ausgegangen und er legte sich hin.
moin moin
Kostjas Tochter ist gnadenlos. Um neun Uhr morgens forderte sie lautstark dazu auf sich um sie zu kümmern. Am Anfang war ja auch nur Kostja davon betroffen, später brachte sie allerdings mehrere Bücher zu mir und verlangte von mir sie vorzulesen. Nachdem ich dies einige male durchgeführt hatte stellte ich mich tot und hoffte sie würde ihr Interesse verlieren. Tomas erste Worte an diesem Morgen waren, wen wundert es "geht es eigentlich noch einem so schlecht wie mir?". Irgendwann habe ich Kostjas Tochter meine Digitale Kamera gegeben. Da sind schöne viele Knöpfe dran und man kann sogar Bilder anschauen. Diese Rechnung ging leider nur teilweise auf. Zwar hatte ich meine Ruhe, dennoch hatte sie es irgendwie geschafft die Formatierung der Smart Media Card zu löschen. Das ist dann auch der Grund warum es von diesem Wochenende keine Bilder gibt.
die Herren der Fliegen
Man soll es nicht für möglich halten aber wir haben an diesem Tag noch abgemischt. Leider musste Kostja sein altes Studio im Schwanhof verlassen und ist mit seinem Equipment auf einen Bauernhof vor Marburg gezogen. Dieser war dann aber alles andere als idyllisch. Während im Nachbarraum die Schweine quiekten versuchten uns Hundertschaften von Stubenfliegen mit Haut und Haaren zu vertilgen. Dazu kam dann noch der bestechende Geruch von Schweinedung. Aber gelobt sei was hart macht. An diesem Abend, es war zwar schon sehr spät, hielten wir dann unser Demo in den Händen. In diesem Sinne, ciao
Euer Sebastian